Historie
2010 hatte der damalige Kriminalpolizist Ricky Lowag aus Baden-Württemberg die Idee, die polizeiliche Unfallverhütung anders aufzustellen - speziell zugeschnitten auf sportlich-ambitionierte Biker, auf Augenhöhe und ohne erhobenen Zeigefinger.
In einem Kollegen aus Hessen fand er einen Gleichgesinnten und auch außerhalb der Polizei „Freunde & Helfer“. Gemeinsam gründeten sie 2011 den eingetragenen Verein. Der Rest ist Geschichte…
Auf einer Motorradausfahrt der Polizei begegnete Ricky Lowag 2010 Prof. Dr. Wolf-Dietrich Hammann, dem damaligen Landespolizeipräsidenten in Baden-Württemberg und damit seinem obersten Chef. Hammann, Jurist und selbst leidenschaftlicher Motorradfahrer war wenig zuvor ins Amt eingeführt worden und mit ihm bekam das Thema „Motorradfahrer“ bei der Polizei einen ganz neuen Stellen wert. Der damals ganz neu ins Leben gerufene BIKERTAG, eine Sternfahrt unter Polizeibegleitung, die zu einer großen Präventionsveranstaltung führte, war Lowag aus eigenem Erleben präsent und zu seiner Überraschung ein guter Ansatz. Das Angebot am Veranstaltungstag selbst aber polizeitypisch und wenig ansprechend. Das und vieles mehr teilte Lowag, der sich in seiner Eigenschaft und Nebentätigkeit als freischaffender Motorradjournalist zu einem Interview angemeldet und bald als Polizist seinem Dienstherr zu erkennen gab, unumwunden und vielleicht etwas selbstgefällig mit. Hammann nahm ihn in Verantwortung und packte ihn bei der Ehre – wenn er es besser wüsste, dann solle er ihm doch mal zusammenschreiben, wie man es besser machen könnte.
In einer schriftlichen Ideensammlung an den obersten Polizeichef stand damals das „Projekt: Rennleitung“ – der Begriff war damals schon tragendes Element. „Rennleitung“ ist unter Motorradfahrern ein gebräuchliches Synonym für die Verkehrspolizei – oder zumindest das, was der gemeine Motorradfahrer darunter versteht. Man akzeptiert die regulierende Funktion der Verkehrsüberwachung, ganz gleich, ob man es gut findet, wenn man selbst betroffen ist. Eben so, wie den Schiedsrichter beim Fußball.
Die „Rennleitung“ steht als Begriff für sich und nimmt sich selbst nicht zu ernst. Polizisten, die selbst gerne leidenschaftlich und eher sportlich ambitioniert Motorrad fahren, sollten die Ansprache übernehmen. Leute, die selbst vielleicht nicht in der Verkehrsüberwachung tätig sind, sondern beispielsweise bei der Kripo, wie Lowag selbst damals. Leute, die wissen, dass sich die Welt mit einer Bewegung des Handgelenks schneller dreht und wie es sich anfühlt, wenn das Knie in tiefer Schräglage über den Asphalt schleift. Leute, die aber auch wissen, wie es sich anfühlt, Angehörigen sagen zu müssen, dass ihr Sohn, ihre Tochter, ihr Elternteil oder ein lieber Freund nicht mehr nach Hause zurückkehren.
Wolf Hammann gefiel diese Idee. Er war ein Idealist, aber auch Realist genug, zu wissen, dass das so in der damaligen Polizei nicht umzusetzen war. So brachte er Lowag in eine Expertengruppe der Verkehrssicherheitsaktion „Gib Acht im Verkehr“ und auf eine Idee – wenn die Polizei nicht im Stande wäre, diese Idee in die Tat umzusetzen, würde er es selbst tun.
Alle sagen immer, dass etwas nicht geht. Bis einer daher kommt, der es einfach macht. Und nichts ist so stark, wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.
Mit dieser Idee fand Lowag damals Anklang in einem Polizeibiker-Forum und einen Gleichgesinnten aus Hessen, der bereit war, gemeinsam Zeit und Geld zu investieren. Gemeinsam kaufte man eine silberfarbene BMW S1000RR der ersten Baureihe, folierte diese kontrastreich in Verkehrsblau und Neongelb und ging in Internetforen und auf beliebten Motorradstrecken auf Streife. Man druckte Flyer, entwarf eine Homepage und veranstaltete Ausfahrten zur Rennstreckentrainings, bei denen die Zielgruppe erfahren konnte, wo die Vorzüge einer Rennstrecke liegen.
Diese Erfahrung hatte Lowag zuvor selbst gemacht. Nach einem schweren Motorradunfall 2004, bei dem er fast seinen rechten Arm und damit seine berufliche Existenz verloren hätte, und der Geburt seiner Tochter im Jahr 2006 hatte er bei Trainingsfahrten auf geschlossenen Rundkursen einen Ausgleich zum riskanten Treiben auf der Rennstrecke gesucht und gefunden.
Einen sehr tragisches Ereignis im persönlichen Umfeld legte damals den Grundstein – der Streifenpartner und gute Freund von Daniel Weinert, einem engen Freund von Ricky Lowag, verstarb bei einem Motorradunfall und hinterließ seine Verlobte auf dem Sozius, die damals das gemeinsame Kind unter ihrem Herzen trug.
Im Gedenken an Tommy arbeitet Rennleitung#110 seit 2011 als eingetragener Verein und als gemeinnützige Organisation anerkannt.